Militärische Strukturen
im Amerikanischen Bürgerkrieg
Stand: 16.05.2012 - Letzte Durchsicht 02.11.2024
1.6 Militärische Gebietsstrukturen
1.7 Gesetze und politische Meilensteine
2.4 Fahnen, Flaggen und Standarden der US-Armee
2.5 Fahnen, Flaggen und Standarten der CS-Armee
5.1 Nachrichtenübermittlung durch Flaggensignale
5.3 Feldlarzarette, Ambulanzen
Das Militär ist stets die Einrichtung eines souveränen Staates. Es wird von der Regierung dieses Staates gebildet, organisiert, bezahlt, eingesetzt, und alle wichtigen Entscheidungen des Militärs werden von der Regierung getroffen oder zumindest gebilligt. Das Militär handelt also als ausführendes Organ eines Staates, deshalb behält sich die Staatsregierung selbst die oberste Leitungsfunktion des Militärs vor.
Weitere, interne Entscheidungen trifft das Militär dann selbst, wofür es entsprechende Entscheidungs- und Kommandostrukturen gibt. Doch dazu später mehr.
Nach der Verfassung der Vereinigten Staaten war (und ist) der US-Präsident auch oberster Befehlshaber aller militärischen Einrichtungen (engl. Commander in Chief). Die Konföderierten Staaten übernahmen dieses Prinzip in ihre Verfassung. Große Strategien und Feldzüge mussten die Militärs stets mit dem Präsidenten abstimmen.
Präsidenten der Vereinigte Staaten von Amerika ("Union")
Präsident |
Amtszeit |
Amtssitz |
Abraham Lincoln |
04.03.1861 - 15.04.1865 |
Washington, D.C. |
Andres Johnson |
15.04.1865 - 04.03.1869 |
Washington, D.C. |
Präsidenten der Konföderierte Staaten von Amerika ("Konföderation")
Präsident |
Amtszeit |
Amtssitz |
Jefferson Davis |
18.02.1861 - 10.05.1865 |
|
Im amerikanischen Bürgerkrieg 1861-65 setzte die Union aufgrund bestehender Gesetze und Verfahren ihr vorhandenes Militär ein, das natürlich unter Kriegsbedingungen beständig vergrößert wurde. Die Konföderation übernahm die meisten dieser Verfahren und unterstellte ihr Militär auch direkt der neu gebildeten zentralen Regierung.
Nach dem Präsidenten kam der Kriegsminister (engl. Secretary of War), der aber im Krieg auf beiden Seiten aufgrund der aktiven Präsidenten wenig zu sagen hatte sondern eher nur die Verantwortung für fehlgeschlagene oder verlustreiche Militäraktionen tragen musste.
Kriegsminister der Union war in jener Zeit Simon Cameron, der aber nach Korruptionsverdacht Anfang 1862 als Gesandter nach Russland geschickt und im Amt von Edwin M. Stanton abgelöst wurde.
Der Kriegsminister der Konföderation wechselte relativ häufig, wobei James A. Seddon mit zwei Jahren und drei Monaten die längste Amtszeit hatte. Sein Vorgänger Judah P. Benjamin dagegen schuf in der Aufbauzeit der Armeen Strukturen, die für den Rest des Krieges Bestand haben sollten.
Kriegsminister der Union
Kriegsminister |
Amtszeit |
Bemerkung |
Simon Cameron |
04.03.1861 - 20.01.1862 |
Wegen Betrugsverdacht abgelöst |
Edwin M. Stanton |
20.01.1862 - 28.05.1868 |
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Kriegsminister der Konföderation
Kriegsminister |
Amtszeit |
Bemerkung |
Leroy P. Walker |
24.02.1861 - 17.09.1861 |
|
Judah P. Benjamin |
17.09.1861 - 24.03.1862 |
|
George W. Randolph |
24.03.1862 - 17.11.1862 |
|
Gustavus W. Smith |
17.11.1862 - 21.11.1862 |
Major General (ruhend), nur amtierend |
James. A. Seddon |
21.11.1862 - 06.02.1865 |
|
John C. Breckinridge |
06.02.1865 - 10.05.1865 |
ehem. US-Vizepräsident |
Aufbau Kriegsministerium der Union
Dem US-Kriegsminister direkt unterstellt waren folgende Funktionsträger:
Posten |
deutsche Bezeichnung, Bemerkung |
General in Chief |
Oberkommandierender und disziplinarischer Chef aller Truppen (außer der Marine) |
Adjutant General |
General-Adjutant |
Quatermaster General |
General-Quartiermeister |
Commisary General |
General-Beschaffungsmeister |
Inspector General |
General-Inspekteur |
Paymaster General |
General-Zahlmeister |
Surgeon General |
General-Arzt |
Chief Engineer |
Leitender Militär-Ingenieur |
Colonel of topographical engineers |
Leiter der Vermessungstruppen |
Colonel of Ordnance |
Leiter des Munitionswesens |
Aufbau Kriegsministerium der Konföderation
Dem CS-Kriegsminister direkt unterstellt waren folgende Funktionsträger:
Posten |
deutsche Bezeichnung, Bemerkung |
General in Chief |
Oberkommandierender und disziplinarischer Chef aller Truppen (außer der Marine) |
Adjutant & Inspector General |
General-Adjutant und General-Inspekteur in Personalunion |
Commisary General |
General-Beschaffungsmeister |
Quatermaster General |
General-Quartiermeister |
Surgeon General |
General-Arzt |
Chief of Conscription |
Leiter der Kriegsdiensteinberufung |
Chief of Ordnance |
Leiter des Munitionswesens |
Chief of Niter & Mining |
Leiter der Munitionsproduktion |
Das konföderierte Kriegsministerium bestand aus mehreren Abteilungsbüros (in der Reihenfolge ihrer Errichtung):
Abteilung |
Einrichtung |
Bureau of Indian Affairs |
21.02.1861 |
Quatermaster General Department |
26.02.1861 |
Bureau of Engineers |
06.03.1861 |
Bureau of Ordnance |
08.04.1861 |
Niter and Mining Bureau |
11.04.1862 |
Adjutant and Inspector General's Department |
19.04.1862 |
Signal Bureau |
19.04.1862 |
Bureau of Prisoner Exchange |
12.07.1862 |
Bureau of Conscription |
30.12.1862 |
Commisary Department |
|
Bureau of Foreign Supplies |
|
Bureau of Prison Camps |
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Medical Corps |
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Nach diesen beiden zivilen Befehlshabern folgte ein Angehöriger des Militärs als Oberkommandierender (engl. General in Chief, heute Commanding General of the Army). Er hatte quasi die von den Politikern formulierten Anweisungen in militärische Formen umzusetzen und an die Armeen weiterzuleiten. Disziplinarisch war er der oberste Soldat seines Landes und koordinierte die Armeen untereinander sowie deren jeweiligen Feldzüge und Großstrategien.
In der Union hatte diesen Posten die letzten 20 Jahre der in Mexiko erfolgreiche, aber inzwischen gealterte und selbst zum Reiten zu dick gewordene Major General Winfield Scott inne. Er war mit den Anforderungen des neuen Krieges rasch überfordert und ging am 01.11.1861 in Ruhestand. Lincoln ernannte den hoffnungsvollen jungen Major General George B. McClellan als dessen Nachfolger und beauftragte ihn, die Gesamtstrategie zum Marsch auf Richmond und der Beendigung der Rebellion umzusetzen. Doch McClellan erzürnte Lincoln durch fortwährende Zögerlichkeit, sodass dieser ihn drei Monate später wieder absetzte, ihn aber als Armeegeneral beließ und den Posten des General in Chief zunächst selbst übernahm. Am 23.07.1862 holte er dafür Major General Henry W. Halleck nach Washington, der erst im Frühjahr 1864 von Lieutenant General Ulysses S. Grant abgelöst wurde.
Im Süden war der Posten des Oberkommandierenden lange Zeit nicht vorhanden und Jefferson Davis füllte diese Funktion selbst aus, da er sich als ehemaliger in West Point ausgebildeter, im Mexikanischen Krieg eingesetzter Offizier und früherer US-Kriegsminister hierfür als befähigt ansah. Er nutzte auch zeitweise die Dienste von General Robert E. Lee und später General Braxton Bragg als seine Militärberater. Erst kurz vor Kriegsende übertrug er das Oberkommando auf General Robert E. Lee.
Oberkommandierende der Vereinigten Staaten
Oberkommandierender |
Zeit im Kommando |
Bemerkung |
MajGen Winfield Scott |
05.07.1841 - 01.11.1861 |
aus Altersgründen zur Ruhe gesetzt |
MajGen George B. McClellan |
01.11.1861 - 11.03.1862 |
wegen Inaktivität des Amtes enthoben |
Abraham Lincoln |
11.03.1862 - 23.07.1862 |
Kommisarisch |
MajGen Henry W. Halleck |
23.07.1862 - 09.03.1864 |
|
LtGen Ulysses S. Grant |
09.03.1864 - 04.03.1869 |
bis zum Amtsantritt als US-Präsident |
Oberkommandierende der Konföderierten Staaten
Oberkommandierender |
Zeit im Kommando |
Bemerkung |
Jefferson Davis |
18.02.1861 - 31.01.1865 |
kommisarisch |
Gen Robert E. Lee |
31.01.1865 - 09.04.1865 |
bis zu seiner Kapitulation |
(unbesetzt) |
09.04.1865 - 10.05.1865 |
bis zum Ende der Konföderation |
Die Konföderation hatte mit General Samuel Cooper, dem dienstältesten und damit ranghöchsten General des Staates, ihren Generalinspekteur (engl. Inspector General). In diesem Posten brachte Cooper seine langjährigen Erfahrungen als US-Generaladjutant in den Aufbau und die Führung des Militärs ein. Cooper trat weder politisch noch zu den kämpfenden Armeen besonders in Erscheinung.
Generalinspekteur der Konföderierten Staaten
Oberkommandierender |
Zeit im Kommando |
Bemerkung |
Gen Samuel Cooper |
16.03.1861 - 03.05.1865 |
bis zu seiner persönlichen Kapitulation |
Die Union hatte vor Kriegsbeginn eine relativ kleine Berufsarmee von nur 16.000 Mann, die in den letzten Jahren hauptsächlich an der texanisch-mexikanischen Grenze sowie im Westen zum Schutz von Siedlern vor Indianern eingesetzt war. Es gab 10 Infanterie-, 4 Artillerie-, 2 Kavallerie- und zwei Dragoner Regimenter sowie ein Regiment berittener Infanterie. Von dieser Stärke ging ein beträchtlicher Anteil verloren, als die meisten Soldaten aus dem Süden die Armee für ihre Heimatstaaten verließen, darunter viele gute Offiziere. Als Reaktion auf den Beschuss von Fort Sumter rief Lincoln deshalb im ersten Schritt die Einzelstaaten auf, anteilig zu ihrer Bevölkerung insgesamt 75.000 Freiwillige zu stellen. (Diese Zahl wurde nicht erreicht, weil Lincoln hier auch noch die bereits abgefallenen oder kurz vor der Abspaltung stehenden Südstaaten einbezog, die keine Freiwilligen entsandten.)
Rasch wurde klar, dass diese Zahl nicht genügen würde, und der US-Kongress bewilligte die Aufstellung einer Freiwilligenarmee von 500.000 Mann. Die Regimenter dieser Armee wurden für eine bestimmte Zeit aufgestellt (1 bis 3 Jahre, einige auch nur 9 Monate) und danach jeweils aufgelöst und ihre Männer nach Hause entlassen.. Ab Ende 1862 änderte man dies und es wurde jeder Soldat und jedes Regiment "bis zum Ende des Konfliktes" einberufen.
Die Konföderation stellte ebenfalls eine Berufs- und eine Freiwilligenarmee auf. Das Berufsheer sollte 15.015 Mann umfassen (darunter 729 Offiziere und 15 Generäle), aber diese Stärke wurde nie erreicht. Die weitaus meisten Männer kamen in die Freiwilligenarmee, die nach Kriegsende planmäßig aufgelöst werden sollte. Dort waren auch die Aufstiegschancen besser und Dienstränge höher. Alle Lieutenant Generals und (Full) Generals wurden in der Berufsarmee geführt, da es solch hohe Dienstränge in der Freiwilligenarmee nicht gab und somit für diese Personen der Rangunterschied zu Milizgenerälen erhalten bleiben sollte.
Gemessen an der Tatsache, dass die Konföderation innerhalb weniger Monate eine vollständige Staatsführung, eine politische und militärische Gebietsverwaltung und eine komplette militärische Streitmacht organisierte und in Funktion brachte, handelt es sich vergleichsweise um eine der größten und schnellsten Aufbauleistungen der Geschichte.
1.6 - Politisch-militärische Gebietsstrukturen
Neben den Armeen als "bewegliche Kampfeinheiten" benötigte eine Regierung auch ortsfestes Militär, zum Beispiel zum Schutz von Siedlungen oder Handelswegen gegen Indianer oder Banditen, zur Sicherung wichtiger Häfen gegen mögliche Angriffe von See aus, oder zur Verwaltung eines neuen Territoriums, bevor dieses als Staat mit ordentlich gewählter eigener Regierung in die Union aufgenommen wurde.
Hierzu wurde schon seit Gründung der Vereinigten Staaten eine Struktur aufgebaut, bestehend aus Garnisonen, Distrikten, Departements und später auch Militärdivisionen.
Eine Garnison (engl. garrison) war ein ortsfester, mit militärischen Einheiten bemannter Standort. Dies konnte ein offenes Lager, eine befestigte und bewehrte Anlage (z.B. ein Fort) oder auch ein Gebäude in einer Stadt sein (z.B. ein Waffen- oder Versorgungsarsenal). Chef einer Garnison war in der Regel der Kommandeur der dort stationierten Einheit - in Friedenszeiten meist der Colonel eines Regiments, oft auch nur ein Major.
Mehrere Garnisonen waren zu einem Distrikt (engl. district) zusammengefasst. Die Zusammenstellung richtete sich nach den örtlichen Verhältnissen wie der Größe ziviler Siedlungen und Stärke der Garnisonen, Größe des Operationsgebietes, sowie geografischen Gegebenheiten wie Flüsse und Berge. Der Distrikt wurde von einem Offizier kommandiert (ein Colonel oder Brigadier General), dessen Aufgabe darin bestand, die Garnisonen den Anforderungen entsprechend mit Soldaten und Material zu bestücken und ihre Einsätze zu koordinieren.
Mit ständiger Ausdehnung des Einflussbereiches der US-Regierung wurden Bezirke zu Departements (engl. department) zusammengefasst. Die Departement-Grenzen entsprachen weitgehend den bestehenden oder kommenden Grenzen der Staaten und Territorien. Weiter im Westen bestand ein Departement auch häufig aus mehr als einem Bundesstaat oder Territorium. Chef eines Departements war ein Brigadier General, der unmittelbar dem US-Kriegsministerium unterstellt war. Departement-Kommandeure konnten aus den vorhandenen ortsfesten Truppen Verbände formieren (z.B. eine Armee) formieren, die als "bewegliche Kampfeinheit" eingesetzt wurde.
In einigen Gebieten wurde es im Sinne einer einheitlichen Kriegsführung oder Besatzungspolitik sinnvoll, eine Militärdivision (engl. Military Division) zu errichten und ihr mehrere benachbarte Departements zu unterstellen. Kommandeur war ein Major General.
Wie diese Aufstellung erkennen lässt, ist die Struktur der militärischen Gebietsverwaltung sehr unübersichtlich. Die Südstaaten errichteten - nach anfänglichem "Durcheinander" - für das eigene Gebiet sehr rasch einen ähnlichen Aufbau. Im Laufe des Krieges wurde die Zusammensetzung der Departements und Militärdivisionen ständig geändert, so wie es nach Gebietsgewinnen, -verlusten oder Besatzungszuständen erforderlich war.
In der Übersicht der Departements und Militärdivisionen sind alle verfügbaren Daten aus dem Zeitraum des Bürgerkrieges zusammengetellt.
Departments und Districts der Konföderation
Unmittelbar nach Kriegsende wurde für die Besetzung der ehemaligen Rebellenstaaten erneut völlig neue Strukturen aufgebaut, die aber nicht in dieser Arbeit besprochen werden sollen.
1.7 - Gesetze und politische Meilensteine
Die Regierungen beider Kriegsparteien nahmen durch Veranschiedung von Gesetzen und Verordnungen Einfluss auf die Armeen und Kriegsführungen. Hier eine Übersicht der diesbezüglichen Meilensteine.
Union
Datum |
Inhalt |
14.04.1861 |
Präsident Lincoln ruft 75.000 Freiwillige für 3 Monate an die Waffen zur "Niederschlagung des Aufstandes" |
04.05.1861 |
Generalsbefehl Nr. 15 des Kriegsministeriums zum generellen Aufbau von Freiwilligen-Einheiten in Kompanien, Regimentern, Brigaden und Divisionen |
22.07.1861 |
Kongress bewilligt eine Freiwilligenarmee von 500.000 Mann für 3 Jahre Dienstzeit |
01.11.1861 |
Oberkommandierender MajGen Winfield Scott setzt sich zur Ruhe, Nachfolger MajGen George B. McClellan |
11.03.1862 |
MajGen McClellan wegen Inaktivität als Oberkommandierender abgesetzt, behält Armee-Kommando, Präsident Lincoln übernimmt das Oberkommando zunächst selbst |
17.03.1862 |
Kriegsberatungsgremium in US-Regierung gebildet, inoffiziell, aber sehr einflussreich |
23.07.1862 |
MajGen Henry W. Halleck wird Oberkommandierender |
17.07.1862 |
Generalsbefehl Nr. 91, Aufstellung von Corps (von McClellan ohne gesetzliche Grundlage bereits zuvor praktiziert), Regimentskapellen vollständig abgeschafft (die Männer sind zu entlassen oder in 30 Tagen in die Truppe einzugliedern, dafür werden Brigade-Kapellen aus 16 Musikern und einem Leiter aufgestellt). |
03.03.1863 |
Wehrpflichtgesetz, Einberufung aller Männer zwischen 18 und 45, aber Freistellung durch Geldzahlung oder Ersatzmanngestellung, führt in New York zu blutigen Protesten |
09.03.1864 |
LtGen Ulysses S. Grant wird Oberkommandierender, bleibt es noch vier Jahre nach Kriegsende |
Konföderation
Datum |
Inhalt |
21.02.1861 |
Gesetz zur Einrichtung des Konföderierten Kriegsministeriums unter einem Kriegsminister |
28.02.1861 |
Gesetz für ein Freiwilligenheer (PACS) von zunächst 100.000 Mann, Kontrolle über Musterung und Aufstellung staatlicher und freiwilliger Kräfte durch den Präsidenten |
06.03.1861 |
Gesetz für ein Berufsheer (ACSA) von 15.015 Mann (Sollstärke bleibt unerreicht) |
06.03.1861 |
Aufruf für 100.000 Freiwillige und Milizen im Freiwilligenheer zum Dienst für 1 Jahr |
08.08.1861 |
Freiwilligenheer auf 400.000 Mann erweitert |
23.01.1862 |
Aufruf für 400.000 Freiwillige und Milizen zum Dienst im Freiwilligenheer für 1 oder 3 Jahre |
13.03.1862 |
Gen Robert E. Lee zum militärischen Berater des Präsidenten berufen, bis 31.05.1862 (Übernahme Kommando der Nord-Virginia-Armee) |
16.04.1862 |
1. Wehrpflichtgesetz, für Männer von 18 bis 35 Jahre für die Dauer des Krieges |
18.09.1862 |
Kongress genehmigt die Bildung von Corps, geführt von Lieutenant Generals |
27.09.1862 |
2. Wehrpflichtgesetz, für Männer von 18 bis 45 Jahre, Inkrafttreten erst 15.07.1863 |
17.02.1864 |
3. Wehrpflichtgesetz, für Männer von 17 bis 50 Jahre, dabei Männer mit 17 - 18 und 45 - 50 Jahre in je Staat aufzustellende Reserve-Einheiten |
24.02.1864 |
Gen Braxton Bragg zum militärischer Berater des Präsidenten berufen, bis 31.01.1865 |
31.01.1865 |
Gen Robert E. Lee wird zum Oberkommandierenden aller Armeen ernannt (Posten wurde hierfür erst eingerichtet, zuvor kommissarisch durch Präsident Davis) |
13.03.1865 |
Gesetz über die Aufstellung von 300.000 Farbigen gegen Zusage der Freilassung nach Kriegsende, wurde nicht mehr effektiv angewendet |
09.04.1865 |
General und Oberkommandierender Robert E. Lee kapituliert die Nord-Virginia-Armee an Ulysses S. Grant |
26.04.1865 |
General Joseph E. Johnston kapituliert die Tennessee-Armee an William T. Sherman |
10.05.1865 |
Präsident Davis gefangen genommen, konföderierte Regierung und damit sämtliche militärischen Strukturen der Konföderation offiziell aufgelöst |
02.06.1865 |
letzte, weit entfernte Kampfhandlungen eingestellt, konföderierte Truppen aufgelöst |
Nach diesen theoretischen Grundlagen hier drei Übersichtsseiten, die im Hauptkapitel "Politik" näher besprochen werden:
Liste der Präsidenten 1840 - 1870
Kabinett der Regierung Lincoln 1861 - 1865
Kabinett der Regierung Davis 1861 - 1865
2.1 - Bedeutung der Dienstränge
Jeder Soldat einer Armee hat einen bestimmten Dienstrang, der aussagt, wo er sich in der großen Hierarchie einordnet. Man unterscheidet zwischen Mannschaften (engl. Men), Unteroffizieren (non-commissioned officers) und Offizieren (engl. officers oder commissioned officers).
Einfache Soldaten treten mit dem untersten Dienstrang Private in die Armee ein. Sie können bei entsprechender Eignung zum Corporal oder Sergeant befördert werden und damit innerhalb der Einheiten gewisse Ordnerfunktionen ausfüllen. In Marschkolonnen befinden sie sich an den Außenecken von Einheiten, um die Formation zusammenzuhalten. Ist die Einheit in einer Schlacht in Kampflinie aufgestellt, sorgen die Sergeants hinter den Reihen dafür, dass Verwundete nach hinten gezogen und entstandene Lücken geschlossen werden.
Die eigentlichen Führungsaufgaben standen den Offizieren zu. Vor dem Bürgerkrieg hatte ein Offizier zuvor eine mehrjährige Ausbildung an einer der Militärakademien durchlaufen (die US-Militärakademie in West Point, NY, die Zitadelle in Charleston, SC, das Virginia Military Institute in Lexington, VA usw.). Durch den Kriegsausbruch entstand plötzlich ein großer Bedarf an Führungspersonal, sodass es auch verschiedene Wege gab, ohne entsprechende militärische Ausbildung ein Offizier zu werden.
Eine spezielle Form waren die höchsten Offiziersränge, die Generäle. Ein General hatte große Führungsaufgaben und stand über allen regulären Offizieren und Soldaten. Mit Kriegsbeginn gab es auf beiden Seiten nur einen Generals-Rang, den Brigadegeneral (engl. Brigadier General). Als die Armeen immer größer wurden, musste es auch unter den Generälen Rangunterscheidungen geben und man führte Generalmajore (engl. Major General) ein. Einen solchen Rang hatte bis dahin nur der US-Oberkommandierende Winfield Scott. Sämtliche Generäle wurden unahängig von ihrem tatsächlichen Dienstrang mit "General" angesprochen.
In der Union wurden in der Folge keine noch höheren Dienstränge mehr eingeführt. Nur Ulysses S. Grant erhielt mit seiner Ernennung zum Oberkommandierenden Anfang 1864 den einmaligen Rang als Generalleutnant (engl. Lieutenant General), der seit George Washington nicht mehr vergeben worden war.
Die Konföderation dagegen ernannte zunächst zwischen 16.05. und 21.07.1861 fünf Brigadegeneräle zu (vollen) Generälen: Samuel Cooper, Albert Sidney Johnston (gefallen 06.04.1862), Robert E. Lee, Joseph E. Johnston und Pierre G. T. Beauregard. Keine zwei Generäle wurden am gleichen Tag ernannt, sodass auch unter ihnen eine Rangfolge bestand. Später kamen noch zwei bzw. drei weitere Generäle hinzu (Braxton Bragg und Edmund Kirby Smith, temporär auch John Bell Hood). Mit Bildung von Corps wurde zu ihrem Kommando der letzte verfügbare Dienstrang, der Generalleutnant (engl. Lieutenant General) eingeführt.
Vergleich der Dienstränge im Bürgerkrieg mit der heutigen Deutschen Bundeswehr
Dienstrang |
Kürzel |
Gruppe |
Bundeswehr-Entsprechung |
Private |
Pvt |
Soldier |
Rekrut, Schütze, … |
(keine) |
|
Soldier |
Gefreiter, Obergefreiter, Hauptgefreiter |
Corporal |
Cpl |
NCO |
Unteroffizier |
Sergeant |
Sgt |
NCO |
Stabsunteroffizier |
Staff Sergeant |
StSgt |
NCO |
Feldwebel |
Sergeant Major |
SgtMaj |
NCO |
Oberfeldwebel |
(Second) Lieutenant |
Lt |
Officer |
Leutnant |
First Lieutenant |
1stLt |
Officer |
Oberleutnant |
Captain |
Cpt |
Officer |
Hauptmann |
Major |
Maj |
Officer |
Major |
Lieutenant Colonel |
LtCol |
Officer |
Oberstleutnant |
Colonel |
Col |
Officer |
Oberst |
Brigadier General |
BrigGen |
General Officer |
Brigadegeneral |
Major General |
MajGen |
General Officer |
Generalmajor |
Lieutenant General |
LtGen |
General Officer |
Generalleutnant |
General |
Gen |
General Officer |
General |
NCO
= gängiges Kürzel für non -commissioned Officer (dt. Unteroffiziersgruppe)
Welchen Dienstrang ein Soldat führte, war an bestimmten Abzeichen erkenntlich, die an seiner Uniform abgebracht waren. Hier wichen die Symbole der Unions-Armee deutlich von denen der Konföderation ab.
Rangabzeichen der Konföderation
Im Gegensatz zu friedlichen Armeelagern oder Marschkolonnen bestand in Schlachten das Problem, dass sich die einzelnen Regimenter, Brigaden und Divisionen, die neben- oder hintereinander in den Kampf gingen, leicht durchmischen konnten, insbesondere dann wenn sie auf Geländehindernisse stießen oder vom Gegner zurück oder zur Seite gedrängt wurden. Die Offiziere und auch die Soldaten selbst verloren dann rasch den Überblick, wer zu welcher Einheit gehörte.
Bei der Union hatte BrigGen Philip Kearny die Idee, dass sich die Männer seiner Division ein 5x5 cm großes farbiges Stück Stoff an den Hut oder die Kappe hefteten, um sich gegenseitig leichter zuordnen zu können. MajGen Joseph Hooker übernahm dies in der Schlacht von Chancellorsville für die gesamte Potomac-Armee.
Die Union hatte mit MajGen Daniel Butterfield einen sehr kreativen Offizier. Er komponierte nicht nur zahlreiche neue Hornsignale, sondern er griff auch die Idee dieser Abzeichen auf, entwarf je Corps Abzeichen in verschiedenen Formen (engl. corps badges) und gab ihnen dann je Division eine andere Farbgestaltung aus den Traditionsfarben rot, weiß und blau. Je nach Bekleidung wurden sie dann am Hut links, auf dem Keppi oben oder - zumeist bei Offizieren - auf der Jacke an der linken Brust getragen.
Corps- und Divisionsabzeichen der Union
(Film "Gettysburg": mehrfach ist Lt Tom Chamberlain mit dem roten Maltheser-Stern auf der Brust als Abzeichen der 1. Division, 5. Corps zu sehen.)
In der Konföderation wurden solche Abzeichen nicht eingeführt.
2.4 - Fahnen, Flaggen und Standarten der Unions-Armee
Fahnen hatten - und haben - als weithin sichtbare Zeichen eine besondere Bedeutung - nicht nur im Amerikanischen Bürgerkrieg. In so großen Menschenansammlungen wie in den Armeen halfen sie jedem einzelnen Soldaten bei der Orientierung, wo sich die eigene Einheit oder ihr Kommandeur befand und wer die benachbarten Einheiten waren. Im Aufeinandertreffen mit dem Feind zeigten sie an, wer zur eigenen oder zur anderen Seite gehörte - insbesondere da eine einfache Unterscheidung nach Uniformen nicht immer zweifelsfrei möglich war.
Und nicht zuletzt verknüpften die Soldaten mit den Fahnen ihrer Herkunftsstaaten oder Regimenter ein sehr hohes Maß an Patriotismus und Ehrgefühl.
Nationalflagge
Jedes Regiment führte eine Nationalflagge mit sich. Für die Union war dies i.d.R. eine Unionsfahne mit 33 bis 36 Sternen (je nach Zeitpunkt, in teilweise unterschiedlicher Anordnung, da in der Verfassung nur die Anzahl der Sterne, nicht aber deren Anordnung vorgegeben ist) im blauen Feld. Auf dem ersten weißen Streifen unter der Sternenfläche war in goldenen Lettern der Name des Regiments aufgedruckt oder aufgestickt (Beispiel: "20th MAINE VOL's" für 20. Freiwilligen-Regiment aus Maine). Gelegentlich waren diese Fahnen noch mit Quasten und Tressen versehen. Im Laufe des Krieges ließen manche Regimenter auch die Namen der Schlachten aufdrucken, an denen das sie teilgenommen hatten.
Regimentsfahne
Als zweite Fahne führten die meisten Regimenter spezielle, einzigartige Regimentsfahnen, die sogenannten Colors. In der Union wurde nicht selten eine dunkelblaue Fahne mit US-Adler verwendet, der einen Olivenzweig und Pfeile in den Klauen hielt. Hinter ihm stand der offizielle US-Wahlspruch "E Pluribus Unum" (lat: Einheit durch Vielfalt). Darunter war in einem weiteren Spruchband Name und Nummer des Regiments zu lesen. Über dem Adler befanden sich 35 Sterne für die Staaten der (gesamten) Union. Die Flagge war mit gelber Tresse eingefasst.
Einige Regimenter oder Brigaden gaben sich individuelle Fahnen. So nannte sich eine Brigade aus zumeist irisch-stämmigen Soldaten aus dem Staat New York "Irische Brigade" (engl. Irish Brigade) und zeigte eine Fahne auf traditionell dunkelgrünen Grund (emerald green), auf der gut sichtbar eine Harfe abgebildet war, beides Symbole aus der alten Heimat der Soldaten. (Film "Gods and Generals": die Szene in der Schlacht von Fredericksburg, als irisch-stämmige Konföderierte an der Steinmauer an der Fahne die nahende Irische Brigade erkennen.)
Diese individuellen Fahnen ermöglichten selbst auf große Entfernung ein rasches Erkennen der Einheit.
(Beispiele: 20. Maine-Regiment, 28. Massachusetts-Regiment aus der Irischen US-Brigade)
Jedes Regiment hatte einen oder zwei Fahnenträger (engl. color bearer), die sich stets in der Nähe des Kommandeurs aufhielten, um mit diesen Fahnen selbst im größten Pulverdampf dessen Standort zu markieren. Daneben konnten sie vom Kommandeur an einer bestimmte Stelle platziert werden, die als Sammel- oder Orientierungspunkt dienen sollte. Gleichzeitig wurde sehr darauf geachtet, dass die Fahnen immer hochgehalten wurden und natürlich nicht dem Gegner in die Hände fielen. Das ging sogar so weit, dass wenn ein Fahnenträger getroffen zu Boden ging, legte ein anderer Soldat sein Gewehr nieder und übernahm die Fahne. Fahnenträger waren unbewaffnet, konnten sich selbst nicht verteidigen und trugen nur zur Organisation, aber nicht zur Kampfkraft ihrer Einheit bei.
Corps- und Armee-Standarten der Union
In den Zeiten von Meldereitern war es wichtig, den Kommandanten einer Division, eines Corps oder einer Armee schnell ausfindig machen zu können, insbesondere im Getümmel und dem dichten Staub und Pulverrauch von Schlachten. Deshalb saßen sie stets zu Pferde und wurden von einem Wimpelträger begleitet. Das machte sie zwar auch für den Gegner gut sichtbar, aber da sie sich selten an der direkten Schlachtlinie aufhielten, gingen sie dieses Risiko ein, um für Meldereitern unnötiges Suchen und damit empfindlichen Zeitverlust zu vermeiden.
Führten kommandierende Armee-Generäle führten ohne feste Regularien individuelle Standarten ein, die teilweise an die Person gekoppelt waren und mit Austausch des Kommandeurs ebenfalls gewechselt wurden. Beispiele:
Army of the li: unter MajGen Burnside 10/1862 - 01/1863; re: unter Meade ab 07/1863 |
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li: Army of the Shenandoah Ende 1864 unter MajGen Sheridan; re: US-Kavalerie ab 1864 unter MajGen Custer |
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Im Mai 1863 legte Generalsbefehl 53 das Aussehen die Standarten (engl: standard oder guidon) für Corps, Divisionen und Brigaden die Potomac-Armee fest. Standarten der Corps-Kommandanten waren zweischwänzig (damit sie durch schnelles Flattern im Wind besser sichtbar waren) und zeigten das Corps-Abzeichen in weiß auf blauem Grund und darin die Nummer des Corps. Für Divisionskommandeure waren sie rechteckig und zeigten die Corpsabzeichen in der entsprechenden Farbgebung ihrer Division (siehe auch Tabelle unter "Divisionsabzeichen").
Die Artillerie benutzte ebenfalls dreieckige Standarten auf rotem Untergrund. Auch besondere Funktionsoffiziere wie z.B. Quartiermeister hatten eigene Standarten, zumeist zweischwänzig geformt.
Mit der Aufstellung von Farbigentruppen ab Mitte 1863 wich man dann aber von diesen Standards ab und formte sehr einfache Wimpel, wohl in der Annahme, dass die Vielfalt aus Farben und Formen für die Farbigen zu anspruchsvoll sei. Diese Wimpel waren quadratisch, hatten für den Divisionskommandeur einen roten und für den Brigadekommandeur einen blauen Rand, und trugen darin die Ziffer der Division bzw. der Brigade (blau) in der Division (rot).
Übersicht der Corps- und Divisions-Standarten der Union
Brigade-Flaggen waren dreieckig mit einheitlichem Farbschema. Infanterie und Kavallerie benutzten dieselben Standarten. Bei anderen Armeen als der Army of the Potomac kam es auch zu Abwandlungen, bei denen z.B. die Brigade durch eine entsprechende Anzahl Sterne angezeigt wird.
Übersicht der Brigade-Standarten der Union
2.5 - Fahnen, Flaggen und Standarten der konföderierten Armee
Nationalflagge
Konföderierte Regimenter führten i.d.R. nur eine Fahne mit sich in die Schlachten. Das lag zum Einen an der schwierigen Beschaffungslage, zum Anderen an der Erkenntnis, dass unnötige Fahnenträger in Schlachten ein leichtes Ziel für die Gewehre des Gegners, dagegen kein sinnvoller Beitrag für die eigene Kampfkraft waren.
In den Südstaaten bestand diese Fahne aus der Flagge des Heimatstaates, versehen mit entsprechenden Beschriftungen, später der konföderierten Nationalflagge in der jeweils aktuellen Fassung, und dann aus einer der diversen konföderierten Kriegsflaggen.
Kriegsflaggen der Konföderierten Armeen
Zu Beginn brachte jede Kompanie (100 Mann) seine eigene, individuelle Fahne in das Regiment ein, sodass manches Regiment mit bis zu 10 unterschiedlichen Fahnen gleichzeitig in's Feld zog. Verständlicherweise sorgte dies auch bei den Nachbarverbänden der eigenen Seite für Zuordnungsprobleme.
Einige Staaten statteten ihre Regimenter mit Schlachtfahnen aus, teilweise nach offiziellem politischen Beschluss, teilweise von alten Miliz-Fahnen abgeleitet. Während Virginia und North Carolina sämtlichen Regimentern ihres Staates eigene Fahnen gab, taten dies andere Staaten nur zu Beginn des Krieges oder auch garnicht.
Die konföderierte Regierung gab sich als einen seiner ersten Beschlüsse am 4. März 1861 eine eigene Nationalfahne, bestehend aus drei breiten waagerechten Streifen in rot-weiß-rot sowie links oben einem blauen Quadrat mit je einem weißen Stern pro Mitgliedsstaat im Kreis. Der Entwurf dieser "Stars and Bars" genannten und in der Farbgebung der US-Fahne recht ähnlichen Nationalflagge stammte von der Preußin Nicola Marschall aus Alabama. Die meisten Regimenter übernahmen sie rasch als Kriegsflagge.
In der Folge wurde jedoch deutlich, dass die konfödierte Staatsflagge wegen ihrer Ähnlichkeit zur US-"Stars and Stripes"-Fahne nicht sinnvoll verwendbar war. William Porcher Miles, ein Kongressabgeordneter aus South Carolina und Stabsoffizier von General Beauregard, hatte bereits zuvor eine Kriegsflagge für die Truppen im Raum Virginia entworfen, die sich Ende 1861 als allgemeine Kriegsflagge durchsetzte und zum unverwechselbaren Erkennungszeichen der Konföderation werden sollte. Als Nationalfahne wurde sie jedoch seinerzeit abgelehnt, von einem Abgeordneten sogar als "ein paar Hosenträger" verspottet.
Die quadratische Flagge zeigte ein blaues, weiß umrandetes Diagonalkreuz auf rotem Untergrund. Auf den Armen des Kreuzes befanden sich je drei Sterne für die Staaten der Konföderation. Vorgesehen waren Größen von 122 x 122 cm (48 inch) für die Infanterie, 91,5 x 91,5 cm (36 inch) für die Artillerie und 76,2 x 76,2 cm (30 inch) für die Kavallerie.
Das Erscheinungsbild wechselte häufig, je nach verfügbaren Materialien und Hersteller. Zu Beginn wurden die Fahnen von Frauen in Richmond aus Samtstoff genäht, die Sterne in goldener Farbe aufgestickt, später dann in weiß. Auch wurde die goldene Randtresse bald weggelassen. Es wurde nur die 48 Inch-Größe hergestellt.
Als der Samtstoff knapp wurde, wich man auf Baumwollstoffe der Bekleidungsindustrie aus. Die Größe jener Flaggen war dann stets 106,7 x 106,7 cm (42 inch). Durch Knappheit an Bleiche erschien das blaue Kreuz heller und die weiße Umrandung fehlte. Gegen Ausfransen wurden alle vier Ränder mit orangenem Baumwollstoff eingefasst. Ihre in Handarbeit hergestellte Stückzahl blieb aber gering.
Im Frühjahr 1862 konnte die maschinelle Fertigung aufgenommen werden. Erstmals erschienen 13 Sterne auf dem Kreuz, welche aus hell-gebleichter Wolle bestanden. Sie wurden nur auf einer Seite der Fahne auf entsprechend ausgeschnittene Löcher aufgenäht, damit sie auch auf der anderen Seite zu sehen waren. Der Fahnensteg war weißes Leinen, die anderen Ränder wurden orange eingefasst. Zur Einsparung teurer Färbemittel wurde bald die Breite des Kreuzes verringert oder die Sterne vergrößert. Später ersetzte ein weißer Rand die orangene Einfassung und der Steg enthielt Befestigungsösen. Es wurde fast nur die Einheitsgröße von 48 Inch hergestellt.
Konföderierte Kriegsflaggen: Army of Northern Virginia
Normalerweise wurde die Kriegsflagge der Nordvirginia-Armee (engl. Army of Northern Virginia - ANV) ohne Beschriftungen verwendet. Einige Regimenter jedoch schrieben den Regimentsnamen oder die Namen der Schlachten an, an denen sie teilgenommen hatten darauf.
Konföderierte Kriegsflaggen: ANV - Regimentsbeschriftungen
Einige Regimenter führten jedoch ganz eigene Regimentsfahnen, teilweise entlehnt aus den Traditionen ihres Heimatstaates.
Konföderierte Kriegsflaggen: ANV - abweichende Regimentsfahnen
Konföderierte Armeen im Westen benutzten teilweise völlig abweichende Kriegsflaggen nach eigenen Entwürfen, die sich auch im Laufe der Zeit häufig änderten.
Konföderierte Kriegsflaggen: Beispiele aus dem Westen
Hauptquartier- und Armee-Flaggen
Ebenso wie auf der Unions-Seite entstand im Süden das Problem, dass es bei immer größer werdenden Armeen zunehmend schwieriger wurde, das Hauptquartier oder den jeweiligen Kommandeur zu finden. Schon frühzeitig entwickelten sich deshalb zwei Sorten besonderer Flaggen: die persönliche Hauptquartiersflagge und die Kommandoflagge.
Die Hauptquartiersflagge markierte den regulären Standort eines Kommandeurs sowie, ob dieser persönlich anwesend war, unabhängig davon ob es der Befehlshaber einer Armee, eines Corps, einer Division oder Brigade war. Im Gegensatz zur Union wurden solche Fahnen in der Konföderation von Beginn des Krieges an eingesetzt.
Die Kommandoflagge markierte den Rang eines bestimmten Kommandos, unabhängig von der jeweiligen Person des Inhabers. Ursprünglich eingeführt durch US-General McClellan nach französischem Vorbild aus dem Krim-Krieg und später in der Union deutlich verbessert (siehe oben), kam es in der Konföderation erst ab 1864 und dann auch nur bei der Army of Tennessee im Westen und in der unveränderten Grundform zur Anwendung.
Ende 1861 wollten die Schwestern Jennie und Hettie Cary aus Richmond, VA mit der dorthin geflohenen Cousine Constance Cary aus Baltimore, MD den drei Generälen Joseph E. Johnston, Pierre G. T. Beauregard und Earl Van Dorn ihre Ehre erweisen und fertigten ihnen besondere Fahnen für ihre Hauptquartiere an. Auf quadratische roter Seite mit blauem Kreuz nach Beauregard's Kriegsflagge setzten sie 12 goldene Sterne. Die drei vom Fahnenmast abgewandten Kanten waren mit goldener Tresse besetzt, der Steg war mit rotem Samt und verstärkten Ösen besetzt.
Diesem Vorbild nach entstanden überwiegend für die Armeen im Westen ähnliche Hauptquartiersflaggen. Eine der wenigen Ausnahmen an der Ostküste hatte General J.E.B. Stuart's Frau für ihn angefertigt (ein Windstoß riss sie später vom Mast und wehte sie in ein Feuer, wodurch eine Ecke beschädigt wurde). Dennoch wurden auch dort die Hauptquartiere durch Fahnenschmuck hervorgehoben, jedoch überwiegend durch die konföderierte Nationalfahne. General Lee wandelte für sein Hauptquartier zwischen 1862 und 1863 die Anordnung der Sterne geringfügig ab:
Bei der Aufstellung ihrer Truppen verwendeten beide Kriegsparteien dieselben Organisationsstrukturen, die Anfang des 19. Jahrhunderts von Napoleon entwickelt worden waren. Die Union führte die eingeführten Strukturen fort, die Konföderation übernahm sie beim Aufbau ihrer neuen militärischen Strukturen. Auf die wenigen Unterschiede wird jeweils hingewiesen.
Armeen bestehen (damals wie heute) aus einer schier unüberschaubaren Zahl von Personen. Und gleichzeitig kann eine Armee nur dann effektiv sein, wenn all diese Menschen geordnet vorgehen, das heißt, wenn ein Befehl von oben auch den letzten Mann erreicht und dieser dann weiß was er zu tun hat. Deshalb sind Armeen in einer klaren Organisationsstruktur aufgebaut, die jeder Soldat kennt und in der er deshalb weiß, wo er sich befindet. Jede dieser organisatorischen Einheiten hat einen Kommandeur, der seine Einheit führt. Der Kommandeur selbst empfängt Befehle von einer höheren Organisationseinheit und dessen Befehlshaber. Oberster Chef all dieser Organisationseinheiten ist der Kommandierende General.
Im Laufe des Bürgerkrieges wuchsen die Armeen beider Kriegsgegner immer weiter an. Etwa seit Mitte 1862 wurden folgende Organisationseinheiten verwendet:
Einheit |
Kommandeur im Rang eines… |
Sollstärke |
Armee |
General (Süd), Major General (Nord) |
2-7 Corps, ab 50.000 aufwärts |
Corps |
Lietenant General (Süd), Major General (Nord) |
2-3 Divisionen, 25.000 - 50.000 Mann |
Division |
Major General |
3-4 Brigaden, 12.000 - 20.000 Mann |
Brigade |
Brigadier General |
4-5 Regimenter, 4.000 - 5.000 Mann |
Regiment |
Colonel |
10 Kompanien, 1.000 Mann |
Company |
Captain |
100 Mann |
Die Bedeutung dieser Einheiten sind auf einer gesonderten Seite ausführlich beschrieben:
Organisatorische Einheiten einer Armee
Die in Historienfilmen gezeigten Einheiten stellen im Umfeld einer Schlacht nur einen winzigen Teil aller eingesetzten Truppen und Männer dar. Um dies zu verdeutlichen, folgt hier ein grober Überblick über die gesamten, in den gezeigten Schlachten eingesetzten Einheiten:
Von den rund 20 verschiedenen Armeen beider Seiten, die zwischen wenigen Monaten und vielen Jahren existierten, sollen die wichtigsten Großverbände kurz chronologisch vorgestellt werden.
In der Namensgebung der Armeen fällt auf, dass die Union diese nach Flüssen, der Süden dagegen nach Staaten oder Regionen benannte. Deshalb ist oft Aufmerksamkeit geboten, dass es sich bei der "Army of the Tennessee [River]" um die Unions-Armee und bei der "Army of [the State of] Tennessee" um ihr Gegenstück aus der Konföderation handelt.
Union
Konföderation
Army of the Shenandoah / Army of the Potomac / Army of Northern Virginia
Army of Mississippi / Army of Tennessee
5.1 Nachrichtenübermittlung durch Flaggensignale
In jener Zeit vor der elektrischen Morse-Telegrafie (sie wurde erst im Laufe des Krieges von der Union eingeführt, wenn auch nur an einzelnen Stellen) gab es zwei Möglichkeiten, Nachrichten zwischen zwei Stellen zu übermitteln: schriftlich oder mündlich per Boten, oder auf Sichtkontakt mit Zeichengebung. Die Boten wurden immer dann eingesetzt, wenn Entfernung oder Sichtverhältnisse einen direkten Sichtkontakt nicht zuließen, z.B. nachts, bei Nebel, auf zu große Entfernung, oder im Staub und Pulverdampf einer Schlacht.
Nachrichtenübermittlung per Zeichengeber war aus der Seefahrt schon länger bekannt, wo auf diese Weise Informationen von Schiff zu Schiff ausgetauscht wurden ohne sich gefährlich nahe kommen zu müssen. Die Armee führte 1860 auf Entwicklung von Major Albert J. Myers ein standardisiertes Verfahren der Nachrichtenübermittlung per Flaggen ein, das aufgrund der typischen Handhabung bald den Beinamen "wig wag" bekam.
Myer's Assistent, Lieutenant Edward P. Alexander, sollte der erste Einsatz der Nachrichtenübermittlung mit Signalflaggen in Gefechtsumständen gelingen. Nach seinem Wechsel zur Konföderation als Captain der Ingenieure war er unter Brigadier General Beauregard in der Schlacht von Manassas anwesend und befand sich auf dem heute so genannten Signal Hill, als er von diesem Aussichtspunkt Unions-Truppenbewegungen sah und an Colonel Nathan "Shanks" Evans signalisierte: "Look out for your left, your position is turned". Daraufhin schickten die kommandierenden Generäle Verstärkungen und trugen dazu bei, die Schlacht für die Konföderation zu wenden.
Hier die deutsche Übersetzung eines zeitgenössischen Merkblattes zur Handhabung der Signalausrüstung, die auf beiden Seiten gleichermaßen verwendet wurde:
Myer's Wig Wag
1854 wurde Albert J. Myers als Feldarzthelfer in die reguläre Armee berufen. 1856 entwarf Myers ein Memorandum über ein neues Signalsystem und erhielt hierfür einen Patentbrief. Zwei Jahre später erkannte das Kriegsministerium die Möglichkeiten aus Myer's System und beauftragte eine Kommission, dieses zu untersuchen. 1860 übernahm das Kriegsministerium Myer's Signalsystem.
Da Myer's System zur Signalisierung Flaggen verwendete, und diese Flaggen für nicht-ausgebildete Personen wild herumzuschwenken scheinen, wurden diese Flaggen bald als "wig wag" bezeichnet.
Die Signalisierung, wie sie mit den Wig-Wag-Flaggen vom Signal-Corps praktiziert wurde, beruhte größtenteils darauf, Gedanken in Bewegungen einer Flagge bei Tag oder einer Fackel bei Nacht umzusetzen. Myer's Wig-Wag-System bestand aus einem 4-Elemente- und einem 2-Elemente-Code. Die beiden Codes sind grundlegend identisch. Diese Beschreibung befasst sich mit dem 2-Elemente-Code, besser bekannt als der "Allgemeine Dienst-Code".
Es gibt zwei allgemeine Wig-Wag-Flaggen, eine in weiß mit rotem Quadrat in der Mitte, und die andere in rot mit weißem Mittelfeld. Nur eine der Flaggen wurde jeweils benutzt. Die weiße Flagge wurde in der Dämmerung oder bei schlechter Sicht benutzt, die rote Flagge bei hellem Tageslicht. Im Bürgerkrieg gab es verschiedene Größen dieser Flaggen, üblich war etwa 70 x 70 Zentimeter.
Myer's Signalcode wurde bis 1912 verwendet, außer zwischen 1886 und 1896, als der internationale Morse-Code in Gebrauch war. Nach 1912 wurde der Morse-Code erneut eingeführt. Die Wig-Wag-Flagge wurde im Laufe der Zeit durch die Semaphoren-Flagge ersetzt.
Das Alphabeth (A bis Z) des Allgemeinen Dienst-Codes und die zugehörigen Flaggenpositionen sind wie folgt:
Hält der Signalgeber die Flagge vor seinem Körper ruhig senkrecht nach oben, zeigt er seine Bereitschaft an. Schwenkt er für den Betrachter die Flagge nach rechts (für den Signalgeber nach links), so signalisiert er eine "1", zur anderen Seite eine "2", und nach vorn vor seinen Körper eine "3". Zwischen zwei Zeichen bewegt der Signalgeber die Fahne nur dann in die Senkrechte zurück, wenn zwei gleiche Codes aufeinanderfolgen.
Aus diesen Codes setzt sich die Nachricht zusammen.
A |
22 |
K |
2121 |
U |
112 |
B |
2112 |
L |
221 |
V |
1222 |
C |
121 |
M |
1221 |
W |
1121 |
D |
222 |
N |
11 |
X |
2122 |
E |
12 |
O |
21 |
Y |
111 |
F |
2221 |
P |
1212 |
Z |
2222 |
G |
2211 |
Q |
1211 |
& |
1111 |
H |
122 |
R |
211 |
ING |
2212 |
I |
1 |
S |
212 |
TION |
1112 |
J |
1122 |
T |
2 |
|
|
Um bestimmte Meldungen schneller zu übermitteln, haben sich Kurzcodes entwickelt:
3 |
Wort-Ende |
33 |
Satz-Ende |
333 |
Nachricht-Ende |
22.22.22.3 |
Ich habe verstanden, oder: Nachricht ist empfangen |
22.22.22.333 |
Beende die Übermittlung |
121.121.121.3 |
Wiederhole |
212121.3 |
Fehler |
211.211.211.3 |
Gehe etwas nach rechts |
221.221.221.3 |
Gehe etwas nach links |
21112 |
Warte kurz |
12221 |
Bist Du bereit? |
22122 |
Ich bin bereit |
12222 |
Gebe schneller |
11222 |
Verstanden? |
11112 |
Verwende die weiße Flagge |
22222 |
Verwende die rote Flagge |
Signal-Ausrüstung
Von jedem Signal-Offizier wird erwartet, dass er einen vollständigen Satz der Signalausrüstung zum sofortigen Einsatz bereithält. Ein vorschriftsmäßiger und ordentlich verpackter Signal-Ausrüstungssatz besteht aus drei Teilen: dem Kit, der Feldflasche und der Tasche. Das Kit, auch Signalpacken genannt, enthält die Signalisierungswerkzeuge bestehend aus Flaggen, Fackelbehälter, Fackeln und Vorwärmer, allesamt zusammengerollt und mit Bändern gebunden. Die Feldflasche aus Kupfer mit gelöteten Nähten kann eine Gallone Terpentin oder andere brennbare Flüssigkeit aufnehmen. Die Tasche enthält Handschuhe, Streichhölzer, einen Windschutz, zwei Flammenschilde, ein Messer zum Zuschneiden der Fackeln, ein kleines Stück Stoff als Fackeldoch, und weitere nötige Kleinteile. Das Kit, die Feldflasche und die Tasche sind mit Schulterbändern oder Riemen versehen, sodass sie leicht getragen werden können. Die Service-Kanne war ein starker Kupferkanister mit gebördeten und hartverlöteten Nähten. Die Öffnung war gegen Undichtigkeit mit einem Schraubverschluss versehen. Sie fasste fünf Gallonen. Der Fackelbehälter war ein Stück Gummistoff mit etwa 40 cm Seitenlänge und hatte an einer Längsseite einn Umschlag, in die die Fackeln gelegt und dann mit dem Tuch eingewickelt wurden.
Es gab auch zwei konföderierte Signal-Corps, deren Ausrüstung aber naturgemäß nicht so ausgefeilt organisiert war. Vielmehr waren diese zur Improvisation gezwungen. In Anlehnung an die US-Vorschriften hatten ihre Fahnen - je nach Verfügbarkeit in quadratischer oder rechteckiger Form - weiß mit rotem oder dunkelblauem Feld bzw. jeweils inverser Farbgebung.
Daneben wurden im Süden auch einfache Flaggen für die Nachrichtenübermittlung nach dem numerischen Code der Marine eingesetzt, der auf einem Patent von 1855 beruhrte.
5.2 Ballon-Aufklärung
Thaddeus S. C. Lowe arbeitete an den ehrgeizigen Projekt einer Ballon-Überquerung des Atlantika, als der Krieg ausbrach und er seine bisherigen Erkenntnisse in der Ballonfahrt dem US-Präsidenten für militärische Aufklärungszwecke anbot. Man stellte eilig ein Ballon-Corps unter seiner Leitung auf. Bis 1863, als Lowe in Ruhestand ging, verwendete die US-Army of the Potomac die Dienste des Ballon-Pioniers, um aus mehreren hundert Metern Höhe Positionen und Bewegungen des Gegners auszumachen.
Der erste praktische Einsatz von Lowe's Ballon für das Militär am 21.09.1861 bei Washington scheiterte, als der Ballon von einer Windböe fortgerissen wurde. Erst im Mai 1862, während McClellan's Halbinsel-Feldzug, konnte Lowe erstmals aufsteigen.
Der strategische Vorteil solcher Aufklärungshilfen war aber nur begrenzt. Zum Einen war der Transport und Einsatz der zur Befüllung verwendeten Hydrogen-Gasgeneratoren aufwändig. Zum Zweiten war ein aufgestiegener Ballon natürlich ein leichtes Ziel gegnerischer Schusswaffen, bis diese den Ballon in großer Höhe nicht mehr erreichen konnten . Zum Aufstieg brauchte man nicht nur möglichst klares und windstilles Wetter, sondern auch möglichst wenig Baumbestand, um die Landung gefahrlos möglich zu machen.
Und dann gab es noch die Diskussion, ob ein Fesselballon oder ein Freiflug die bessere Wahl wäre. Der Fesselballon erlaubte dem Gegner den direkten Rückschluss auf den Standort seiner Bodenstation, vereinfachte aber die Nachrichtenübermittlung vom Ballonkorb zum Boden mittels Kabel entlang des Halteseils sowie die Rückkehr durch Einholen des Seils. Der Freiflug war flexibler einsetzbar, hatte aber das hohe Risiko, dass der Ballon über die gegnerische Linie getragen werden und in Feindesland niedergeben konnte.
>>> to do: Halbinsel-Feldzug
5.3 Feldlarzarette und Ambulanzen
Trotz aller Grausamkeiten erkannten beide Kriegsparteien die Unverletzlichkeit der medizinischen Dienste auf und beim Schlachtfeld an. Sobald es ein Kampfverlauf erlaubte, schwärmten Ambulanzen, Feldärzte und Krankenträger auf das Schlachtfeld aus und untersuchten die dort liegengebliebenen Opfer. Gefallene wurden markiert, sodass sie später von Soldaten der siegreichen Seite aufgereiht, gezählt und zumeist in Massengräbern beigesetzt werden konnten. Verwundete wurden eingeteilt in solche, die transportfähig waren (auf Krankentragen oder flachen Pferdewagen), an Ort und Stelle behandelt werden mussten oder deren Verwundungen absehbar tödlich waren.
Es sind kaum Vorfälle bekannt, wonach Ambulanzen oder Feldärzte mit Waffengewalt an ihrer Arbeit gehindert oder gar beschossen worden sind. Von der gegnerischen Ambulanz behandelte eigene Männer wurden als Gefangene des Gegners gewertet. Auf der anderen Seite war es insbesondere der unermüdlichen Arbeit von Dorothea Dix zu verdanken, dass konföderierte Gefangene ebenfalls medizinische Hilfe der Unions-Seite erhielten. Die konföderierte Seite hielt es ähnlich, wenn auch - zumeist aus Gründen der Materialknappheit - in geringerem Umfang. Unbestritten ist dagegen, dass die Mediziner den höheren Diensträngen mehr Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Schmerzmittel zugestanden wie den einfachen Soldaten.
US-Armee-Regularien von 1861 legten zur Markierung von Feldlarzaretten kleine, einfarbig rote Flaggen fest. Die Verordnung 717 besagt dazu: "Das Ambulanz-Depot, zu dem die Verwundeten zur unmittelbaren Behandlung transportiert oder geleitet werden, wird allgemein im geeignetsten Gebäude nächst des Schlachtfeldes eingerichtet. Eine rote Flagge markiert seinen Standort oder den Weg dorthin für die Mitarbeiter der Ambulanz und für die gehfähigen Verwundeten."
Die konföderierte Armee übernahm diese Regularien wörtlich und verwendete ebenfalls die rote Flagge für ihre Feldlarzarette. Genauere Angaben über Größe und Beschaffenheit wurden nicht gemacht, sodass verfügbare Materialien in jeweils individuell geeignet erschienener Größe zum Einsatz kamen. Feldambulanzen benutzten zumeist kleinere, Feldlarzarette größere Exemplare.
Mit Generalsbefehl Nr. 9 vom 4. Januar 1864 legte die US-Regierung fest, dass Feldlarzarette mit einer gelben Fahne markiert werden sollen, auf der sich einzig ein großes, grünes "H" (für hospital) befand. Hiermit wurden bereits einzelne bestehende, gleichlautende Armeebefehle allgemein umgesetzt. Zuvor wurden hierfür auch gelbe Fahnen ohne Inhalt verwendet. Die gelbe Grundfarbe wurde für alle anderen Fahnen der Armee weitgehend ausgespart.
Ambulanzen, also kleine Trupps
aus Feldärzten, Sanitätern, Krankenträgern oder Transportmannschaften, wurden
auf beiden Seiten stets in ihrer Arbeit respektiert und nicht unnötig
behindert, bedroht oder beschossen. Um sie kenntlich zu
machen, führten sie (zumindest auf der
PS: Das Internationale Rote Kreuz und sein Erkennungszeichen (das weiße Kreuz auf rotem Grund) war zu jener Zeit noch ebensowenig vorhanden wie die Genfer Konventionen zur medizinischen Arbeit im Krisengebiet. Die selbstverständliche Respektierung von Ärzten und Pflegern im Kampfgebiet beruhte seinerzeit fast ausschließlich auf der ritterlichen, ehrhaften Grundhaltung der Zeit.