Präsidenten der Vereinigten Staaten
zwischen 1842 und 1870
Stand: 16.05.2012
Die Wahl
Die US-Verfassung aus dem Jahr 1776 legt fest, dass alle 4 Jahre ein US-Präsident gewählt wird. Als Wahltag wurde seit dem Jahr 1845 der Dienstag nach dem ersten Montag im November eines Schaltjahres festgelegt, also ein Tag zwischen dem 2. und dem 8. November. Anders wie in vielen anderen Nationen wurde hier kein Sonntag gewählt, damit im ursprünglich stark gläubigen Amerika möglichst viele Wähler zur Wahl gehen konnten statt zur Kirche, was bei den weiten Wegen und schlechten Straßen damaliger Zeiten durchaus eine Tagesreise zur nächsten Stadt bedeuten konnte. Durch das komplizierte Wahlverfahren mit zwischengeschalteten Wahlmännern wird das amtliche Ergebnis erst Anfang Januar des Folgejahres bekanntgegeben.
Ein amtierender Präsident kann sich höchstens einmal zur Wiederwahl stellen. Dies wurde als freiwillige Regelung von fast allen Präsidenten eingehalten, nachdem der erste US-Präsident George Washington nach zwei Amtsperioden freiwillig abtrat. Nur Franklin D. Roosevelt kandidierte viermal (die 4. Amtszeit konnte er nicht vollenden), um den USA einen teuren und aufwändigen Wahlkampf während dem 2. Weltkrieg zu ersparen. Die Begrenzung auf zwei aufeinanderfolgenden Amtszeiten wurde erst 1951 in die Verfassung aufgenommen.
Der neu oder wieder-gewählte Präsident trat sein Amt ursprünglich am 4. März des auf die Wahl folgenden Jahres an. Dieser relativ lange Zeitraum von 4 Monaten sollte ihm die Zeit geben, seine privaten Dinge am Heimatort zu regeln und den Umzug nach Washington zu organisieren. Allerdings bestand auch die Gefahr, dass der zukünftige Präsident in jener Zeitspanne amtsunfähig werden oder versterben könnte, was eine sehr komplizierte Nachfolgeregelung für die nächsten vier Jahre zur Folge gehabt hätte. Deshalb verkürzte man 1937 diese Zeitspanne, als die Kommunikations- und Reise-Möglichkeiten besser geworden waren, auf den Amtsantritt am 20. Januar.
Wahlkampf
Jeder Präsidentschaftskandidat bewirbt sich im Namen einer politischen Partei um das Amt des US-Präsidenten. Dies erfolgt im gegenseitigen Nutzen. Der Kandidat benötigt die Unterstützung der Partei für seinen Wahlkampf, und die Partei erhofft sich, durch entsprechende Platzierung ihrer Parteimitglieder in hohe Regierungspositionen "ihres" Präsidenten Einfluss auf die Landespolitik zu bekommen.
Ein Präsidentschaftskandidat muss nicht Mitglied der ihn unterstützenden Partei sein, er muss nicht einmal Politiker sein. Bekannte Beispiele hierfür sind die ehemaligen US-Generäle Zachary Taylor (12. Präsident 1849 - 1850, verstorben) und Ulysses S. Grant (18. Präsident 1869-1877), die zuvor keinerlei politische Bestätigung geleistet hatten und im Wahlkampf von den Parteien aus leuchtende Aushängeschilder genutzt wurden.
Die politischen Parteien sind in den U.S.A. anders organisiert wie in Europa. Das zeigt sich auch im Wahlkampf, der von den jeweiligen Kandidaten vollständig selbst finanziert werden muss, da es keine staatliche Wahlkostenbeihilfe gibt. Nicht zuletzt deshalb erreichen zumeist nur Personen mit dem Hintergrund wohlhabender Familien oder großer Wirtschaftsmacht dieses Amt, auch da sie auf Spendengelder angewiesen sind.
Der Amtseid
Der neu gewählte Präsident leistet am Antrittstag um 12:00 Uhr gegenüber dem Obersten Bundesrichter traditionell öffentlich auf den Stufen des Kapitols seinen Amtseid ab:
I, (name), do solemny swear that I will faithfully execute the office of President of the United States, and will, to the best of my ability, preserve, protect, and defend the Constitution of the United States.
deutsch: Ich, (Name), schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich ausüben und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen werde.
Bei Gewissenskonflikten mit dem Wort "swear" (ich schwöre) darf auch "affirm" (ich gelobe) gesagt werden. Ebenso wahlfrei kann die Hand auf eine Bibel gelegt und die Eidesformel mit den Worten abgeschlossen werden: "so help me God" (so wahr mir Gott helfe).
Der für dieselbe gewählte Vizepräsident leistet separat vom Präsidenten seinen eigenen Amtseid ab, zumeist in seinem Amtsräumen oder dem Wohlsitz des Vizepräsidenten in Washington, jedoch stets am gleichen Tag.
Vorzeitiges Amtsende
Ein einmal gewählter Präsident führt dieses Amt über exakt vier Jahre aus. Diese starre Regelung schafft eine gewisse politische Ruhe und Stabilität. Es gibt nur wenige Möglichkeiten, dass dieses Amt vorzeitig endet:
Nachfogle-Regelung
Das Wahlrecht sieht für das Amt des Präsidenten keine vorgezogenen Neuwahlen vor. Das bedeutet, dass für einen vorzeitig aus dem Amt scheidenden Präsidenten eine Nachfolge in Kraft tritt, die bis zur nächsten regulären Wahl Bestand hat. In einem solchen Fall rückt automatisch der Vizepräsident unmittelbar in das Amt des US-Präsidenten nach. Im hier besprochenen Zeitraum war das bei John Tyler, Millard Fillmore und Andrew Johnson der Fall, deren Präsidenten jeweils im Amt verstorben bzw. ermordet worden waren.
Durch die große Machtfülle des US-Präsidenten als Staatsoberhaupt, Regierungschef und Oberkommandierenden der Streitkräfte ist es notwendig, dass der Nachfolger so rasch wie möglich den Amtseid als neuer Präsident leistet. Um ein kritisches Machtvakuum zu vermeiden, kann dies in so einem Fall nicht in Form einer öffentlichen Veranstaltung in Washington abgehalten werden.
Bei Abraham Lincoln beispielsweise waren nur wenige Minuten nach dessen Tod vergangen, da sein bisheriger Vizepräsident Johnson an Lincoln's Seite anwesend war und gleich darauf im Nebenzimmer vereidigt wurde. Nach der spektakulären Ermordnung von John F. Kennedy vergingen gerade einmal zwei Stunden, bis Lyndon B. Johnson an Bord des Präsidentenflugzeuges den Eid als Nachfolger ablegte.
Entgegegenommen werden kann die Eidesformel von jedem ordentlichen US-Richter.
04.04.1841 - 04.03.1845 |
John Tyler (Whigs, ab 13.09.1841 parteilos) 29.03.1790 * in Virginia 17.12.1816 - 05.03.1821 Sitz im US-Repräsentantenhaus 10.12.1825 - 04.03.1827 Gouverneur von Virginia 04.03.1827 - 29.02.1836 US-Senator für Virginia 04.03.1835 - 06.12.1835 Preident pro tempore des Senates 04.03.1841 - 04.04.1841 US-Vizepräsident 04.04.1841 - 04.03.1845 US-Präsident (10.) 18.01.1862 + in Virginia |
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04.03.1845 - 04.04.1849 |
James K. Polk (Demokrat) 02.11.1795 * in North Carolina 04.03.1825 - 04.03.1839 Sitz im US-Repräsentantenhaus 07.12.1835 - 04.03.1839 Sprecher US-Repräsentantenhaus 14.10.1839 - 15.10.1841 Gouverneur von Tennessee 04.03.1845 - 04.04.1849 US-Präsident (11.) 15.06.1849 + in Tennessee |
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04.03.1849 - 09.07.1850 |
Zachary Taylor (Whigs), ehem. General 24.11.1784 * in Virginia, Heimat in Louisiana 03.05.1808 Eintritt in die US-Armee als 1st Lieutenant 11.1810 Beförderung zum Captain 1815 nach Austritt Wiedereinsetzung als Major 1837 Beförderung zum Brigadegeneral 1847 Beförderung zum Generalmajor 04.03.1849 - 09.07.1850 US-Präsident (12., verstorben) 09.07.1850 + in Washington, D.C. verm. an Darmgrippe |
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09.07.1850 - 04.03.1853 |
Millard Fillmore (Whigs) 07.01.1800 * in New York State 04.03.1837 - 04.03.1843 Sitz im US-Repräsentantenhaus 01.01.1848 - 20.02.1849 Comptroller von New York State 04.03.1849 - 09.07.1850 US-Vizepräsident 09.07.1850 - 04.03.1853 US-Präsident (13.) 08.03.1874 + in New York State |
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04.03.1853.-.04.03.1857 |
Franklin Pierce (Demokrat) 23.11.1804 * in New Hampshire 04.03.1833 - 04.03.1837 Sitz im US-Repräsentantenhaus 04.03.1837 - 28.02.1842 US-Senator für New Hampshire 04.03.1853 - 04.03.1857 US-Präsident (14.) 08.10.1869 + in New Hampshire |
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04.03.1857 - 04.03.1861 |
James Buchanan (Demokrat) 23.04.1791 * in Pennsylvania 04.03.1821 - 04.03.1831 Sitz im US-Repräsentantenhaus 04.01.1832 - 05.08.1833 US-Botschafter in Russland 06.12.1834 - 05.03.1845 US-Senator für Pennsylvania 10.03.1845 - 03.07.1849 US-Staatsminister 11.04.1853 - 15.03.1856 US-Botschafter in England 04.03.1857 - 04.03.1861 US-Präsident (15.) 01.06.1868 + in Pennsylvania |
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04.03.1861 - 15.04.1865 |
Abraham Lincoln (Republikaner) 12.02.1809 * in Kentucky 04.03.1847 - 03.03.1849 Sitz im US-Repräsentantenhaus 04.03.1861 - 15.04.1865 US-Präsident (16., ermordet) 15.04.1865 + in Washington, D.C. |
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15.04.1865 - 04.03.1869 |
Andrew Johnson (Demokrat) 29.10.1808 in North Carolina 04.03.1843 - 04.03.1853 US-Abgeordneter 17.10.1853 - 03.11.1857 Gouverneur von Tennessee 08.10.1857 - 04.03.1862 US-Senator für Tennessee 12.03.1862 - 03.04.1865 Militärgouverneur von Tennessee 04.03.1865 - 15.04.1865 US-Vizepräsident 15.04.1865 - 04.03.1869 US-Präsident (17.) 04.03.1875 - 31.07.1875 US-Senator für Tennessee 31.07.1875 in Tennessee |
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04.03.1869 - 04.03.1877 |
Ulysses S. Grant (Republikaner), ehem. General 27.04.1822 * in Ohio 1839 West Point-Abschluss als Offizier 31.07.1854 Austritt als Captain 14.06.1861 Wiedereintritt als Colonel 31.07.1861 zum Brigadegeneral 16.02.1862 zum Generalmajor 02.03.1864 zum Generalleutnant 09.03.1864 - 04.03.1869 US-Oberkommandierender 25.06.1866 zum General 04.03.1869 - 04.03.1877 US-Präsident (18.) 23.07.1885 + in New York State |
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Präsident der Konföderierten Staaten
Wie in vielen anderen Punkten auch, übernahmen die Konföderierten Staaten verfassungsmäßige und gesetzliche Bestimmungen der Vereinigten Staaten. Ihr (von den Vereinigten Staaten nie anerkannte) einziger Präsident, Jefferson F. Davis, wurde nach denselben Wahlmodalitäten am 6. November 1861 gewählt. Die Wahl fand nur in den 11 ausgetretenen Staaten statt, welche die Konföderation bildeten. Die noch zur Union gehörenden, aber teilweise sezessionswilligen Staaten Missoury und Kentucky, die in der späteren Fahne der Konföderierten Staaten als 12. und 13. Stern repräsentiert wurden, wurden durch politischen und militärischen Druck an der Teilnahme an dieser Wahl gehindert. Jefferson Davis trat offiziell sein Amt am 22. Februar 1862 an, gleichzeitig mit dem ebenfalls am Wahltag neu gewählten konföderierten Kongress. Abweichend von der Union betrug die Amtszeit des konföderierten Präsidenten 6 Jahre.
Diesem regulären Amtsantritt ging jedoch eine Besonderheit voraus. Denn um den neu entstandenen Staat unter der provisorischen Verfassung handlungsfähig zu machen, war Davis bereits am 9. Februar 1861 - zwei Tage nach der offiziellen Staatsgründung - vom provisorischen konföderierten Kongress als provisorischer Präsident eingesetzt worden, mit einer Amtszeit bis zur Übergabe an den ersten regulär gewählten Präsidenten - hier dieselbe Person.
Die Amtszeit von Jefferson Davis endete deutlich vor Erreichen des planmäßigen Ablaufs (22.02.1868) mit seiner Gefangenname und damit der faktischen Auflösung der konföderierten Regierung am 10. Mai 1865.
18.02.1861 - 10.05.1865 |
Jefferson Davis 03.06.1808 * in Kentucky 1828 - 1835 US-Offizier (West Point-Klasse von 1828) 08.12.1845 - 01.06.1846 US-Abgeordneter 1846 - 1847 US-Offizier (Colonel im Mexiko-Krieg) 10.08.1847 - 23.09.1851 US-Senator für Mississippi 07.03.1853 - 03.03.1857 US-Kriegsminister 04.03.1857 - 21.01.1861 US-Senator für Mississippi 09.02.1861 - 22.02.1862 provisorischer CS-Präsident 22.02.1862 - 10.05.1865 CS-Präsident (1.) 10.05.1865 - 14.05.1867 Haftzeit, endet ohne Verurteilung 06.12.1889 + in Louisiana |
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