18.-21.08.1864 - Die Schlacht von Globe Tavern
Aus den zahlreichen Aktionen, die General Grant gegen die belagerten Konföderierten unternahm, um die Belagerung zu brechen, greife ich hier eine Aktion heraus, die sich zur sogenannten Schlacht von Globe Tavern entwickeln sollte. Die hier beschriebenen Ereignisse zeigen auch, wie sehr die verschiedenen Aktionen an allen Orten des Geschehens miteinander verzahnt waren, welche Kunst es auch auf beiden Seiten war, das möglichst erfolgreich zu koordinieren.
In der Nacht vom 13. auf den 14. August löste sich das II. Unions-Corps unter MajGen Winfield S. Hancock heimlich aus den Belagerungsstellungen von Petersburg und bewegte sich ostwärts über den James River. Am 14. August schloss das X. Corps auf, und aus diesen zusammen rund 28.000 Mann entstand so eine ernsthafte Gefahr für die Stadt Richmond.
Lee musste reagieren. Er schickte MajGen Field mit einer Division von 8.000 Mann hinterher, die sich zwischen die Unions-Corps und Richmond stellen sollten. Schnelle Kavallerie-Brigaden unter MajGen Wade Hampton und Lee's Sohn BrigGen "Rooney" Lee sollte die Unions-Flanken angreifen, was auch erfolgreich gelang. Am 16. August griffen die Unions-Corps die kondöferierten Beschützer an, doch die Verteidiger hatten bessere Stellungen und kämpften verbissener, sodass der Versuch scheiterte. Nach einigen Tagen mit belanglosen Scharmützeln zogen sich die Unions-Einheiten am 20. August zurück und nahmen wieder ihre Positionen in der Belagerung von Petersburg ein. Dieses Unternehmen wird heute als die 2. Schlacht von Deep Bottom bezeichnet. (Die 1. Schlacht an gleicher Stelle vom 27. bis 29. Juli war ganz ähnlich verlaufen.)
Grant hatte mit diesem Vorstoß keinen sichtbaren Erfolg verzeichnet. Dennoch war er zufrieden. Zwar ging das Gefecht verloren, aber zwei ganz andere Dinge hatte er trotzdem erreicht: Erstens konnte Lee deswegen keine Verstärkungen zu MajGen Early in das Shenandoah-Tal entsenden. Und zweitens hoffte er, dass Lee von einem ganz anderen Ereignis abgelenkt war, das fast gleichzeitig südlich von Petersburg stattfinden sollte.
Dieses andere Ereignis sollte eine der wichtigsten Eisenbahnlinien in die Stadt unterbrechen. Die "Weldon & Petersburg Railroad" schuf eine Verbindung südwärts über North Carolina, South Carolina bis nach Georgia, immer relativ nahe am Atlantik entlang. Es ist verständlich, dass eine solche Route für Lebensmittel und Nachschub für Petersburg und damit für Richmond lebenswichtig war. Mit der Aktion am "Deep Botton" hoffte Grant, dass Lee den Schutz und Aufmerksamkeit dieser Lebensader verringern würde.
MajGen Gouverneur K. Warren, USA, V. Corps / LtGen Ambrose P. Hill, CSA, 3. Corps
Diesmal war es das V. Corps, das am frühen Morgen des 18. August (vier Tage nach Beginn des Ablenkungsmanövers vom "Deep Bottom") bei einem Landgasthof namens "Globe Tavern" die Bahnlinie besetzte und mit ihrer Zerstörung begann. Das war rund 5 km südlich von Petersburg. Lee schickte sofort mehrere Brigaden aus A.P. Hill's 3. Corps aus und es kam zu heftigen Kämpfen. Doch diesmal war die Union überlegen, und die Südstaatler, die etwa im Verhältnis 1:2 unterlegen waren, mussten langsam aber sicher zurückweichen. Das V. US-Corps schritt in breiter Linie langsam auf Petersburg zu, hinter sich die Bahnlinie Meter um Meter zerstörend.
Zeitgenössische Fotografie des Gasthofes "Globe Tavern" nahe Petersburg, VA
In der nächsten Nacht schickte Grant noch Verstärkungen. Das IX. Corps unter MajGen Parke konnte die Belagerung verlassen, nachdem Hancock's II. Corps aus dem Deep Botton-Gebiet zurückgekehrt war und die Stellungen übernommen hatte. Auf konföderierter Seite kam die Kavallerie unter "Rooney" Lee hinzu, die ebenfalls gerade erst wieder in Petersburg zurück war. Die Reiter hielten Parke's Corps einigermaßen in Schach.
Major General William H. F. "Rooney" Lee, CSA, Sohn von General Robert E. Lee, Kavallerieführer / Major General John G. Parke, USA, Kommandeur IX. Corps nach Burnside's Absetzung
Und dann tat sich ein konföderierter BrigGen hervor, der schon durch sein rasches Handeln in dem Gefecht am Krater vor wenigen Wochen aufhorchen ließ: William Mahone. Dieser Mann war Besitzer der Eisenbahnlinie von Petersburg zur Hafenstadt Norfolk und kannte das Gelände deshalb besonders gut. Nachdem heftiger Regen am 19. August auf beiden Seiten weder Fortschritte noch Kämpfe zuließen, nutzte Mahone am 20. August seine Chance. Er ließ drei Brigaden seiner Division in einem ausgetrockneten Wassergraben quer zur Unions-Marschrichtung anschleichen und gelangte so hinter die Unions-Linien.
BrigGen William Mahone, CSA,
Teile der Unions-Linien flohen in Panik, als das Feuer plötzlich von vorn und von hinten kam. Nahezu eine gesamte US-Brigade ging in Gefangenschaft. Der Divisions-Kommandeur dieses Abschnittes, BrigGen Samuel Crawford, wäre beinahe unter ihnen gewesen.
In die Zange genommen zwischen MajGen Henry Heth von vorn und BrigGen Mahone von hinten, brach die US-Linie zusammen und musste sich weiter südlich neu sammeln. Der Vormarsch und die weitere Zerstörung der Bahnlinie war damit erstmal gestoppt. Dennoch mussten die Konföderierten die Güter, die mit der Bahn von Süden zur Stadt gelangten, jetzt umladen und mehr als 50 km weit mit Wagen transportieren. Da den konföderierten die Rückeroberung der Bahnlinie nicht möglich war, wird das Gefecht, das nach dem Ausgangsort "Globe Tavern" benannt ist, als Sieg für die Union gewertet - der erste Unions-Sieg im Rahmen der ganzen Belagerund von Petersburg überhaupt.
Im fernen Washington gab es jemanden, der die fortwährenden Bemühungen von Grant zu würdigen wusste: Abraham Lincoln. Er sandte Grant ein Telegramm mit den Worten:
Ich habe ihre Depesche gelesen, in der Sie betonen, ihren Griff nicht lockern zu wollen. Das will ich ebenso wenig. Halten sie fest mit dem Griff einer Bulldogge, und beißen und kauen sie so viel wie möglich.
Als Grant dies laß, sagte er zu seinem Stab:
Der Präsident hat bessere Nerven als jeder seiner Berater.